Wenn Menschen Hilfe brauchen, ist Güstrower Marcel Stürmer da
SVZ online von Carolin Beyer | 20.06.2023 Er fuhr den ersten Hilfskonvoi ins Erdbebengebiet in die Türkei. Der Moorbrand in Göldenitz war nun der erste Härtetest für den neuen Kreisbereitschaftsleiter in Güstrow.
Tagelang waren Feuerwehrleute aus dem Landkreis Rostock mit dem Löschen des Moorbrandes bei Göldenitz beschäftigt. Sie wechselten sich ab, hielten Wache und kämpften gegen die immer wieder auflodernden Brände. Immer an ihre Seite waren die Ehrenamtler des Deutschen Roten Kreuzes. Sie versorgten sie mit Getränken, Essen und boten einen Ort zum Durchatmen. Für den neuen Kreisbereitschaftsleiter des DRK Güstrow war es der erste große Einsatz in seiner neuen Funktion. Doch wenige Monate zuvor erlebte er einen besonders emotionalen Einsatz.
Hauptberuflich als Dozent tätig
Warum er gerne hilft und sich engagiert, kann Marcel Stürmer nicht so genau sagen. Als Jugendlicher sei er da irgendwie reingerutscht. Angefangen hat er bei der freiwilligen Feuerwehr in seiner Heimatstadt Krakow am See. Später ließ er sich zum Rettungssanitäter ausbilden und arbeitete viele Jahre beim Deutschen Roten Kreuz in Lüneburg. Mittlerweile ist er als Dozent in der Landesschule für Brand und Katastrophenschutz tätig und seit neuestem ehrenamtlicher Kreisbereitschaftsleiter in Güstrow.
In seinem Team koordiniert Marcel Stürmer derzeit 45 Ehrenamtler. „Es dürfen aber gerne mehr werden“, sagt der 40-Jährige mit einem Lächeln. Er sei die Schnittstelle zwischen den Bereitschaftsleitern der einzelnen Züge und dem Kreisverband. „Ich kümmere mich darum, wenn die Ehrenamtler etwas benötigen oder wenn der Kreisverband Bitten ans Ehrenamt hat“, erklärt er. Pro Woche gehen dafür etwa zehn bis zwölf Stunden drauf, zusätzlich zu seinem 40-Stunden-Job als Dozent.
„Bei einem Einsatz ist es normal, dass ein Tag auch mal 17 Stunden lang sein kann“, erzählt Stürmer. Doch wenn das Team gemeinsam etwas schaffen kann und am Ende jemandem geholfen werden konnte, dann überwiegen die Glücksgefühle. Seinen wohl bisher emotionalsten und anstrengendsten Einsatz fuhr Marcel Stürmer zu Beginn dieses Jahres. In den frühen Morgenstunden des 6. Februars bebte in der Türkei und in Syrien die Erde. Tausende Menschen verloren bei diesem Erdbeben ihr Leben. Viele wurden vermisst und die Bilder, die um die Welt gingen, zeigten die Ausmaße der Naturkatastrophe.
Drei Tage später klingelte bei Marcel Stürmer das Telefon und er wurde gefragt, ob er sich vorstellen könne, den ersten Hilfskonvoi des Deutschen Roten Kreuzes über den Landweg in das Erdbebengebiet als Fahrer zu unterstützen. Stürmer sagte zu. Zehn Tage lang waren er und seine Kollegen unterwegs. „Auf einem Parkplatz kam ein sechs- bis siebenjähriges Kind auf uns zu und fragte, ob wir ein Medical Response Team seien. Aus Dankbarkeit schenkte uns das Kind, dessen Familie selbst betroffen war, Süßigkeiten. Ein sehr emotionaler Moment für uns“, berichtet er.
Krisen kommen immer schneller
In Güstrow möchte Marcel Stürmer als Kreisbereitschaftsleiter das DRK weiter ausbauen und robuster machen. „Die Abstände, in denen neuen Krisen aufeinander folgen, werden immer kürzer, aber genügend Personal kommt nicht so schnell nach. Das bereitet mir Bauchschmerzen“, sagt Stürmer. Deswegen möchte er Menschen dazu animieren, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das Gefühl geholfen zu haben und gemeinsam im Team etwas zu schaffen, machen den Stress und die Anstrengung immer wieder wett, meint Stürmer.