Rotes Kreuz schlägt Alarm
SVZ 11.12.2018 Immer weniger Geld: DRK-Ehrenamtskoordinator befürchtet, dass wichtige Beratungs- und Hilfsangebote wegfallen könnten
Güstrow Das Güstrower Deutsche Rote Kreuz schlägt Alarm. „Es ist fünf vor Zwölf“, warnt Hilmar Fischer. Der Ehrenamtskoordinator und Leiter der Vereinsarbeit beim DRK-Kreisverband Güstrow befürchtet, dass Hilfsangebote für die Bevölkerung mittelfristig eingestellt werden könnten. Das betreffe sowohl die Beratungsstellen des DRK als auch die ehrenamtliche Arbeit, wie zum Beispiel die Kleiderkammer, die Wasserwacht oder auch das Jugendrotkreuz. Hintergrund: „Die öffentliche Hand zieht sich immer mehr zurück. Es gibt immer weniger Geld für den sozialen Bereich“, so Fischer.
„Täglich müssen wir um jeden Cent kämpfen. 40 Prozent unserer Gesamtmittel müssen wir mittlerweile dazu einsetzen, um unsere Angebote aufrecht erhalten zu können“, unterstreicht Fischer. „Wir kriegen ja Gelder, aber das reicht hinten und vorne nicht. Nur durch unsere Mitgliedsbeiträge und durch Spenden schaffen wir es noch, unsere Angebote vorzuhalten. Aber auch unsere Mittel sind endlich.“ Deshalb hat das DRK jetzt eine groß angelegte Listensammlung in Güstrow, Bützow und Teterow gestartet. Bis zum 20. Dezember sammelt der Kreisverband, um die weniger werdenden Mittel von Bund, Land und Kreis ausgleichen zu können.
Ein Wegfall der DRK-Beratungsstellen würde viele Menschen hart treffen, weiß Fischer. Ob Sozial-, Schwangeren- Schuldner- oder Migrationsberatung: „Die Hilfesuchenden und Bedürftigen werden immer mehr und nicht weniger“, hat Fischer festgestellt. Und auch die ehrenamtlichen Angebote, in denen sich beim DRK Güstrow rund 400 Aktive engagieren, würden wesentlich zur Versorgungssicherheit der Menschen im Landkreis beitragen. Dazu gehören an erster Stelle auch die Kleiderkammern.
„Es ist kein leichtes Thema für uns“, räumt Fischer ein. „Wir müssen betteln, um unsere Leistungen überhaupt noch erbringen zu können. Das geht heutzutage auch großen Kreisverbänden so“, sagt er. Fischer weiß, wovon er spricht. Er war 24 Jahre im Rettungsdienst tätig, seit 2015 koordiniert er das Ehrenamt und leitet die Vereinsarbeit im DRK-Kreisverband Güstrow. „Wir brauchen dringend Spenden, um die Wohlfahrtsarbeit und das Ehrenamt zu unterstützen.“ Hinzu komme ein weiteres Problem: „Die Generation, die immer fleißig gespendet hat, stirbt langsam aus, so dass auch das Spendenaufkommen geringer wird“, erklärt Fischer. „Und wenn wir Fördergelder zugesagt bekommen, dauert es oft sehr lange, bis wir das Geld auch wirklich kriegen“, ergänzt er. „Über einen langen Zeitraum müssen wir also in Vorleistung gehen.“
Jens Griesbach